Portrait von Dr. Karl Nowotny

Übersetzung Nowotny: Vorwort Band 4 von David Lorimer

Seit ich vor zwanzig Jahren anfing Swedenborg zu lesen, habe ich mich für Mitteilungen interessiert, die angeblich von denen stammen, die gestorben sind. Swedenborg selbst, ein Wissenschaftler des 18. Jahrhunderts,  von hohem Ansehen, behauptete, in der Lage zu sein, seinen Körper  nach Belieben zu verlassen und im Jenseits zu reisen, um nach seiner Rückkehr über seine Eindrücke in Büchern wie z.B. „Himmel und Hölle“ zu berichten.

Es gibt einen weit verbreiteten beliebten Trugschluss, dass alle medialen Äußerungen  trivial und belangloses Geschwätz seien. Nichts könnte weiter weg von der Wahrheit sein: solche Bemerkungen verraten lediglich eine vollständige und vielleicht absichtliche Ignoranz. Es wird viel über die  Angst vor dem Tod gesprochen, aber weniger von der Angst vor dem Leben nach dem  Tode. Viele Psychologen argumentieren, dass ein Glaube an ein Leben nach dem Tod eine kindische Wunscherfüllung sei, aber sie würden ihre Bemerkungen bald zurückziehen, wenn sie einen Einblick in die möglichen Bedingungen gewinnen könnten, unter denen sie selbst in einem Zustand nach dem Tode existieren könnten! Wenn du wüsstest, dass du eines Tages eine Reise machen würdest, wäre die grundlegendste Vorbereitung, alle nur möglichen verfügbaren Karten und Reiseführer zu konsultieren. Ich halte die Nowotny-Bände für einen solchen Führer.

Eine der Grundvoraussetzungen der modernen Wissenschaft ist, dass Bewusstsein ein Nebenprodukt von Gehirnprozessen ist. Daher bedeutet der Tod des Gehirns das Auslöschen des Bewusstseins. Mit einer solchen Logik ist keine Kommunikation mit der postmortalen Welt möglich, da eine solche Welt per Definition nicht existieren kann. Jegliche Schriften, die behaupten, aus diesen Quellen zu stammen, müssen daher nichts anderes sein als die phantasievollen Windungen des unbewussten Geistes des Autors. Dr. Nowotny gibt selbst zu, zu Lebzeiten diese Art von Sichtweise geteilt zu haben und er war mehr als überrascht, den Tod seines Körpers im Jahre 1965 bewusst überlebt zu haben. All das wird ausführlich in Band 1 beschrieben. Was aber nun, wenn diese Annahme der modernen Wissenschaft nicht nur irreführend, sondern sogar radikal falsch ist? Es gibt eine andere Möglichkeit, die Beziehung zwischen Geist und Gehirn zu begreifen: das Gehirn produziert nicht so sehr das Bewusstsein sondern es überträgt oder filtert es. Diese Ansicht wurde vor hundert Jahren von William James und anderen entwickelt. Es bedeutet nicht automatisch das Auslöschen des menschlichen Bewusstseins beim Hirntod, sondern deutet eher darauf hin, dass der Tod ein Übergang von einer Bewusstseinsebene zu einer anderen sein kann.

Die obigen zwei  Annäherungsversuche können auf die Nahtod -Erfahrung angewendet werden. Die orthodoxe Sichtweise muss darauf bestehen, dass die Erfahrung vollständig durch das Gehirn als Folge von Sauerstoffmangel oder anderen biochemischen und vielleicht pharmakologischen Faktoren hervorgerufen wird. Die transmissive Theorie gibt zu, dass es Korrelationen mit Gehirnprozessen geben muss, argumentiert aber, dass Korrelationen nicht zu Ursachen führen. Eines  der  rätselhaftesten Phänomene für die materialistische Interpretation der Nahtod-Erfahrung ist die wirklichkeitsgetreue außerkörperliche Erfahrung , bei der das Subjekt Ereignisse genau berichtet, die aus der Lage des physischen Körpers, der zu diesem Zeitpunkt klinisch tot ist, einfach unsichtbar sind. Wenn es überhaupt eine Wahrnehmung gibt, muss sie extra-sensorisch sein. Die außerkörperliche Erfahrung hilft, die Möglichkeit anzuerkennen, dass der Geist unabhängig vom physischen Körper lebt: in diesem Sinne ist der Tod eine dauernde außerkörperliche Erfahrung.

In meinen Büchern „Survival“ (1984) und „Whole in One“ (1990) habe ich Elemente der Nahtod-Erfahrung mit Berichten über postmortale Erfahrungen verglichen. Es wurde mir klar, dass die zweite eine Erweiterung der ersten ist und dass die Phänomene am besten im wechselseitigen Bezug verstanden werden können. Wenn wir nun zu Nowotnys Erfahrung des Todes zurückkehren (Band 1, S.61 engl. Ausgabe; Band 1 Kapitel 19 S.97 deutsche Ausgabe 20), konnte er nach einer Zeit der Krankheit nur schwer gehen, als er plötzlich fühlte, wie er frei und ohne Schmerzen ging. Als er sich umdrehte, sah er seinen eigenen toten physischen Körper auf dem Boden liegen und stellte fest, dass das Herz aufgehört hatte zu schlagen – doch er lebte noch! Außerdem (und das finde ich amüsant und gleichzeitig bedeutungsvoll) war sein Hund höchst verwirrt, weil er seinen Herrn an zwei Stellen gleichzeitig sah und nicht wusste, in welche Richtung er sich wenden sollte! Nach allen Berichten starb Nowotny plötzlich aufgrund eines Herzstillstands. Als er anfing zu kommunizieren, war sein Medium schnell von der Echtheit seiner Identität überzeugt, aber dies stellt ein Problem dar für den körperlosen Skeptiker. Es gibt gute Beweise dafür, dass Bertrand Russell, zu seinen Lebzeiten ein Materialist, durch das Medium Rosemary Brown kommuniziert hat und bemerkte, dass er das nicht für möglich gehalten hätte, wenn er noch in seinem physischen Körper am Leben gewesen wäre!

Als Neurologe ist sich Nowotny dieser Schwierigkeiten dahingehend bewusst, wie seine Botschaften von seinen ehemaligen medizinischen Kollegen aufgenommen werden können. Die Standardmodelle in den Neurowissenschaften und der Psychiatrie sind materialistisch und reduktionistisch, so dass jede Rede von Besessenheit oder erdgebundenen Jenseitigen als eine Rückkehr in den mittelalterlichen Aberglauben angesehen werden würde, der durch Fortschritte mit Antidepressiva und ausgefallenen Formen der Psychotherapie  seit langem diskreditiert ist. Es ist ironisch, die
Bemerkung des zypriotischen Weisen Daskalos anzuführen, dass der Erfolg einer Elektroschock-Therapie auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass sie jenseitige Wesen aus dem Patienten entfernt! Dennoch öffnen sich einige Psychologen für die Idee einer Rückführungs-Therapie, wodurch Obsessionen und Phobien wirksam behandelt werden, offensichtlich durch Wiedererleben eines Traumas, das angeblich von einer früheren Inkarnation stammt.

Dr. Nowotny hält in seinen Schriften den Begriff der Reinkarnation für selbstverständlich und erklärt sogar einige der Mechanismen: Er skizziert zum Beispiel die Idee, dass wir alle mit einem Plan für unser Lebenswerk auf die Erde kommen. Daraus resultiert die Bedeutung für Eltern, die Blaupause und die möglichen Geschenke ihrer Kinder zu erkennen.

Er besteht meines Erachtens zu Recht auf der Notwendigkeit einer angemessenen Lebensphilosophie, die das Verständnis des Einflusses subtiler Welten auf das Physische einschließt und dass der dem Erdenleben zugrunde liegende Zweck spirituelles Wachstum ist. Wie er es ausdrückt: Materie ist der geistigen Sphäre untergeordnet. Unsere materialistische Kultur gibt keine Ahnung davon und ermutigt junge Menschen, den TV-Lebensstil dubioser Seifenoper-Charaktere anzustreben. Dies ist weit entfernt von der geduldigen Entwicklung spiritueller Qualitäten und dem Ausdruck von Liebe und Weisheit. Nowotny definiert die Reife eines Geistes genau in Begriffen von Wissen verbunden mit allumfassender Liebe. In seiner ganzen Arbeit ermutigt er den Leser, Urteilskraft zu kultivieren und nicht einfach irgendetwas zu akzeptieren, das behauptet, aus einer jenseitigen Quelle zu kommen. Man erkennt die Wichtigkeit der Gedanken und die Notwendigkeit, sie zu kontrollieren, wenn man wirklich Fortschritte machen will.

In meiner Arbeit mit dem Wissenschafts-und Mediennetzwerk versuchen wir, den Horizont von Wissenschaft und Medizin über ihre derzeitigen materialistischen und reduktionistischen Annahmen hinaus zu erweitern. Im medizinischen Bereich geht es dabei um das Erkunden so  genannter subtiler Energiesysteme sowie um das Erkennen richtig bestätigter paranormaler Phänomene und die Wertschätzung mystischer Erfahrung. Unsere Haltung ist es, intellektuelle Offenheit mit wissenschaftlicher Strenge zu verbinden. Die Nowotny Bände können dabei helfen, da ich glaube, dass er eben diese Qualitäten in seinen Schriften aufzeigt. Die Leser haben ihren Horizont bereits erweitert, indem sie die Möglichkeit der Kommunikation mit Jenseitigen akzeptiert haben. Dies wird auf eine weitere Stufe geführt, indem über den wertvollen und mitfühlenden Rat, den er gibt, nachgedacht wird.

Ich hoffe, es wird nicht mehr zu lange dauern, bis seine Botschaften von seinen medizinischen Kollegen ernst genommen werden, damit sie ihren diagnostischen Spielraum über die derzeit bekannten biochemischen und psychologischen Faktoren hinaus erweitern können.

David Lorimer